Eine Herausforderung von 1928 bis heute

Das Wasser des Harzes hat schon immer eine besondere Bedeutung für die Menschen. In den vielen Jahrhunderten, in denen der Bergbau Haupterwerbszweig des Harzes war, diente es dazu, Maschinen für den Bergbau zu bewegen. Mit dem Rückgang des Bergbaus nahm die Bedeutung des Wassers jedoch ab. Stattdessen gewannen die Wasserprobleme des Harzvorlandes zunehmend an Bedeutung. Gewaltige Wassermassen aus dem Harz führten häufig zu Überschwemmungen im Harzvorland; gleichzeitig nahm die Trinkwasserknappheit in dieser Region immer mehr zu. Um diese Probleme zu lösen, wurden 1928 die Harzwasserwerke der Provinz Hannover gegründet, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Harzwasserwerke des Landes Niedersachsen umbenannt wurden.

Unternehmensgründung

Die starken Niederschläge im Harz sorgten regelmäßig für Hochwasser und richteten verheerende Schäden an. Nach schweren Überschwemmungen und einer Typhusepidemie in Hannover gründete man am 15. April 1928 die „Harzwasserwerke der Provinz Hannover“ als eine Anstalt des öffentlichen Rechts. Durch den Bau von mehreren Talsperren sollten künftig der Hochwasserschutz in der Region und gleichzeitig die überregionale Trinkwasserversorgung sichergestellt werden. Sitz der Harzwasserwerke war bis 1936 die Stadt Osterode im Harz.

Inbetriebnahme Sösetalsperre

Bereits 1927 begannen die ersten Vorarbeiten für den Bau der Sösetalsperre, worauf im Frühsommer 1928 die eigentlichen Arbeiten am Talsperrendamm erfolgten. Am 17. September 1931 konnte die Sösetalsperre in Betrieb genommen werden.

Inbetriebnahme Odertalsperre

Die ersten Bauarbeiten zur Errichtung der Odertalsperre begannen im Juni 1931. Über 700 Arbeiter waren in der Hauptphase gleichzeitig auf der Großbaustelle im Einsatz. Nach nur drei Jahren konnte die Odertalsperre schließlich am 1. August 1934 in Betrieb genommen werden.

Wassertransportleitung nach Bremen

Im November 1933 begann der Bau der knapp 200 km langen Wassertransportleitung Söse-Nord, die von der Sösetalsperre über Hildesheim und Hannover bis nach Bremen führt. Die Hansestadt Bremen konnte über die neue Leitung ab Februar 1935 weiches Wasser aus dem Harz beziehen. Auf Grund seiner Dimensionierung fand der Leitungsbau damals weltweit Beachtung.

Inbetriebnahme Eckertalsperre

Am Fuße des Brockens begannen 1939 die Arbeiten an der Eckertalsperre. Sie sollte nicht nur dem Hochwasserschutz, sondern vor allem der Wasserlieferung für die Automobil- und Stahlindustrie in Wolfsburg und Salzgitter dienen. Nach dreijähriger Bauzeit wurde die Talsperre mitten im Zweiten Weltkrieg fertiggestellt.

Umbenennung nach Kriegsende

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Gründung des Landes Niedersachsen führten die Harzwasserwerke die Bezeichnung „Harzwasserwerke des Landes Niedersachsen“ und bildeten eine Anstalt des öffentlichen Rechts.

Inbetriebnahme Okertalsperre

Die Arbeiten an der Okertalsperre begannen bereits 1938, konnten aber erst nach Kriegsende im Jahr 1949 fortgeführt werden. Im Jahr 1956 nahm die größte niedersächsische Talsperre schließlich den Betrieb auf und dient seitdem der regenerativen Energieerzeugung, der Niederigwasseraufhöhung und dem Hochwasserschutz. Über einen 1971 fertiggestellten Stollen wird zusätzlich Wasser aus der Okertalsperre an die benachbarte Granetalsperre übergeleitet und anschließend im dortigen Wasserwerk aufbereitet.

Grundwasserwerke Schneeren, Ristedt, Ramlingen

Um den steigenden Wasserbedarf decken zu können, bauten die Harzwasserwerke drei Grundwasserwerke zwischen Hannover und Bremen, die seitdem eine wichtige Funktion für die Trinkwasserversorgung im nördlichen Niedersachsen einnehmen.

Inbetriebnahme Innerstetalsperre

Im Jahr 1963 begannen die Arbeiten an der Innerstetalsperre bei Langelsheim, die drei Jahre später in Betrieb genommen wurde. Neben dem Hochwasserschutz dient sie auch der Trinkwassergewinnung. Über eine unterirdische Verbindung wird Wasser an die benachbarte Granetalsperre übergeleitet.

Inbetriebnahme Granetalsperre

Die Arbeiten an der größten Trinkwassertalsperre in Niedersachsen begannen 1966 und dauerten drei Jahre. Über ein Stollensystem bezieht sie zusätzliches Wasser aus der Oker- und Innerstetalsperre sowie den Flüssen Gose, Romke und Radau.

Grundwasserwerk Liebenau

Das jüngste Grundwasserwerk wurde 1977 fertiggestellt und versorgt zahlreiche Gemeinden im Raum zwischen Nienburg und Bremen mit weichem Trinkwasser.

Betrieb der Oberharzer Wasserwirtschaft

Das Land Niedersachsen übertrug 1991 die Betreuung der unter Denkmalschutz stehenden Anlagen der Oberharzer Wasserwirtschaft an die Harzwasserwerke. In Clausthal-Zellerfeld entstand für diese Aufgabe ein neuer Betriebshof des Unternehmens, das bis heute die Verantwortung für den Erhalt des historischen Erbes trägt.

Privatisierung

Bis 1996 bildeten die Harzwasserwerke eine Anstalt des öffentlichen Rechts, deren alleiniger Eigentümer das Land Niedersachsen war. Unter Ministerpräsident Gerhard Schröder führte das Land eine Privatisierung durch und verkaufte die Einrichtung an ein Konsortium aus Energieversorgern und Kunden der Harzwasserwerke. Seit der Umwandlung in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung lautet die Unternehmensbezeichnung „Harzwasserwerke GmbH“.

UNESCO-Auszeichnung für Oberharzer Wasserwirtschaft

Die Oberharzer Wasserwirtschaft wurde im Sommer 2010 zum Teil des bereits bestehenden UNESCO-Weltkulturerbes Bergwerk Rammelsberg und Altstadt von Goslar ernannt. Diese Anerkennung bescheinigte dem Oberharz, ein Kulturdenkmal von weltweiter Einzigartigkeit und internationaler Bedeutung zu beheimaten. Das Welterbe entwickelte sich seitdem zu einem beliebten Touristenziel in Niedersachsen und führt jährlich tausende Besucher auf die spannenden Spuren der Bergbaugeschichte im Harz.